Anleitung gegen Regengassi

Der natürliche Feind des Dackels ist das Regenwetter. Es widerspricht den Hauptanliegen eines jeden Teckels- auf dem Sofa liegen, kuscheln und schlafen- bei solch einem nassen unbequemen Wetter seinen Dackelhintern nach draußen zu begeben. Es ist vollkommen unnatürlich, dass ein Dackel durch den Regen laufen soll. Aber natürlich gibt es da noch den Menschling, der glaubt, er wisse alles über unseren Verdauungstrakt. So kommt es, dass der verrückte Zweibeiner von uns ein Häufchen fordert, selbst wenn die Sintflut vom Himmel niederstürzt. Als kluger Hund gibt es einige Möglichkeiten, dem Menschling sein Regengassi madig zu machen:

Der bud’sche Phantomschiss

Diesen Trick habe ich bereits als kleiner Welpe entwickelt. Vorzugsweise führt man diese Finte im Dunkeln aus und tut nur so als ob. Der Menschling glaubt dann, man hätte brav gemacht und man kann wieder rein. Eigentlich. Denn leider nimmt Mama jedes Häufchen mit und hortet diese in großen Tonnen. Also sucht sie dann mit der Taschenlampe nach dem Dackelgold und man hat am Ende nicht viel damit erreicht, nass wird man ja trotzdem.

Die klassische Lucy

Lucy muss im Regen immer ihre Regenjacke tragen, denn sonst macht sie die klassische Lucy. Dabei legt sie sich an Ort und Stelle hin. Dies erfordert natürlich Überwindung, aber ist sehr wirkungsvoll. Man muss nur sehr stark bleiben, denn der Zweibeiner versucht nun zunächst, den Dackel mittels Befehlen und Keksen zu sich zu holen. Man darf aber nicht schwach werden und sollte sich fest an den Boden drücken. Wenn der Menschling denkt, er könnte einfach weitergehen, dann bloß niemals aufstehen, sondern sich mitschleifen lassen, denn aus Angst um den zarten Hals, lässt er das schnell bleiben. Anklagende Blicke und weinen hilft ebenfalls, vor allem im Beisein fremder Menschlinge, die den hauseigenen Menschling mit einem du-Tierquäler-Blick bestrafen.

Die traurige Regenjacke

…ist die Fortsetzung von der klassischen Lucy. An sich wird alles weitergeführt s.o., außer, dass der Regen nun eigentlich nur noch an den Beinen, dem Schwanz und dem Kopf spürbar ist. Trotzdem sollte man immer versuchen sich hinzulegen, es schadet nie, dem Menschling ein schlechtes Gewissen zu machen. Wichtig ist es, sehr viel Weltschmerz und Ungläubigkeit über das, was einem widerfährt, in diesen Blick zu legen.

Der unauffällige Richtungswechsler
Hat man den Menschling erstmal geistig zermürbt, ist die halbe Arbeit schon getan. Der Menschling stellt seine fiesen Gassiabsichten in Frage und bemitleidet den kleinen tieftraurigen Hund. Jetzt muss man natürlich doch ganz plötzlich zum Grasstreifen/ Wegesrand/ Straßenschild und macht einen auf Achtung, Aaachtung, Dackel muss mal! Jedoch…kommt es natürlich nicht dazu. Man schnüffelt in Richtung Heimat los und macht dem Zweibeiner klar, dass das Sofa das erklärte Ziel ist.

Der Anhalter

Ja, genau, das wird die Anekdote über meinen Treppenhaushaufen! (Es hat geregnet. Ich habs mir verkniffen. Kaum drinnen im trockenen Flur habe ich gemacht, schön vor der Nase der Nachbarin. Mama war sauer und ich hatte glücklich im Trockenen gekackt.) Wenn man es vermeiden kann, sollte man niemals im Nassen seinen Haufen machen, denn das macht ja gar keinen Spaß. Lieber sollte man sich bis in die trockene Wohnung schleppen und dann dort dem Schicksal seinen Lauf lassen. So gewöhnt man dem Menschling den Irrglauben ab, man müsse immer nur draußen sein Geschäftchen machen. Nachteil: Gibt Ärger.

Der Schlammschwimmer

Man sollte ganz dringend versuchen, sich möglichst mit viel Matsch zu bedecken. Nicht nur, dass so die Haut ganz zart wird, man kann dem Menschling dann brand- bzw schlammmarken. Beliebt sind die Hosenbeine oder, wenn man rankommt, die Jacke. Auch kleine Pfotenabdrücke auf Schuhen sind eine prima Idee. Trifft man Freunde und Bekannte seines Menschlings, sollte man ebenfalls nicht geizig sein mit Matschpfoten. Am besten rennt man auch damit zielsicher über Möbel wie Bett und Sofa. Vorteil: Die Menschlinge mögen es erstaunlicherweise nicht, selbst nass und dreckig zu werden und wollen dann heim. Nachteil: Klappt nur die ersten Male, danach wird man eiskalt ins Platz geschickt, wenn ein anderer Menschling vorbeischlendert, es werden einem noch vor der Tür die Pfoten gesäubert und wenn man ganz großes Pech hat, wird man sogar gebaden! 

Der Regenschatten

Gibt es keine andere Möglichkeit, das Gassi zu beenden, sollte man sich doch dazu entscheiden, schnell sein Geschäft zu machen. Doch es gibt für tiefergelegte Hunde wie mich gewisse Möglichkeiten: statt wie ein wildes Tier einfach aufs nasse Gras zu machen, suche man sich einen Mauervorsprung oder einen Baum und verrenke die Hüfte um akrobatische neunzig Grad, um seinen Brownie in eine Mauerritze oder ein Astloch zu quetschen. Vorteil: Regenschatten. Nachteil: Der Menschling braucht ewig, das Kunstwerk wieder aus der Ritze zu bekommen. 

Ich denke, durch diese sieben hilfreichen Tipps schafft hund es gut, sich vorm Regengassi zu drücken. Wir sind mittlerweile jedenfalls wieder dort, wo wir hingehören: auf unserer Couch! Legenden nach soll es auch regenliebende Hunde geben (Finn), aber das glaube ich erst, wenn ichs sehe. In diesem Sinne, lasst euch nicht durch Pfützen schleifen! 

Euer Bud.

5 Gedanken zu “Anleitung gegen Regengassi

  1. Anika schreibt:

    Sehr schön geschrieben.
    Unser kleiner Chi-Papillon Mix mochte auch kein Regen, nässe und Kälte. Schnell geschissen dann rein.
    Auch unser BC mochte anfangs kein Regen und Pfützen waren seine Erzfeinde. Noch seitdem er mit einer großen Rotti Hündin spielt hat er seine Angst vor dem unheimlichen nass vergessen und spielt ausgelassen im Schlamm und Regen.

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